Startseite Feuerwehr Geschichte

Suche

Feuerwehr Hemsbach - von 1895 bis heute

Gründungsbild 1895Die Anfänge der Brandbekämpfung und des Brandschutzes

Die Entwicklung des Brandschutzes nahm ihren Anfang bereits in der Zeit vor Christus. Ein römischer Polizeidirektor gründete die erste Feuerschutztruppe (24 n. Chr.). Eine Legende erzählt, dass zur Zeit der Christenverfolgung unter Diokletian (304) ein pensionierter Oberst der zweiten römischen Legion namens Florianus wegen des mutigen Eintretens für christliche Soldaten vom damaligen Statthalter verhaftet, mit Sengen und Brennen gefoltert und zuletzt in der Enns ertränkt wurde – alle Berufe, die Arbeiten mit Brennen und Löschen verrichten, wählten den Heiligen Florian zu ihrem Schutzpatron.

In Nürnberg entstand im 15. Jahrhundert eine Handspritzenmanufaktur, 1558 wurden in Augsburg die ersten aus Leder genähten Löschschläuche hergestellt: Die Entwicklung der Brandbekämpfungstechniken schritt nun rasant voran.

Den ersten Hinweis auf einen Brand in Hemsbach gibt eine Inschrift am Kellereingang des Anwesens Bachgasse 44, die von einem Scheunenbrand im Jahre 1765 zeugt. Die Geschichte des organisierten Feuerlöschwesens in Hemsbach beginnt 1784, als eine kurpfälzische Verordnung in Kraft trat, welche die Gemeinden verpflichtete, sich Feuerspritzen anzuschaffen und Vorbeugungsmaßnahmen zu treffen. 1786 schaffte die Gemeinde Hemsbach eine Feuerspritze an. Zu Spritzenmeistern wurden Schmiedemeister Nikolaus Schopp, Küfermeister Franz Grünewald und Schuhmachermeister Adam Halblaub ernannt. Auch wurden „Feuerläufer“ bestellt, die gleichzeitig das Amt des Nachtwächters innehatten und die Aufgabe hatten, Brände schnellstens bekannt zu machen.


Gründung der Feuerwehr Hemsbach 1895

Spritzenmannschaft 1932Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war jeder männliche Einwohner zur Hilfe bei „Feuersnoth“ verpflichtet, eingeteilt in verschiedene „Rotten“ zu je zwölf Mann. Um 1870 wurden alle Gemeinden aufgefordert, „Freiwillige Feuerwehren“ zu gründen und somit ihren Beitrag zur Verbesserung des Feuerlöschwesens beizusteuern.

In Hemsbach oblagen die Aufgaben des Brandschutzes dem 1872 gegründeten Krieger- und Militärverein, bevor es am 5. Februar 1895 zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr kam. 74 Männer erklären ihren Beitritt, 1. Kommandant wurde Josef Schröder. Die Wehr wurde eingeteilt in Steig-, Spritzen-, Hydranten- und Ordnungsmannschaften sowie in eine Mannschaft zum Herbeischaffen des Wassers. Der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr förderlich waren unter anderem der Fortschritt der Technik, die Verbesserung der Gesetzeslage im Feuerlöschwesen und die Unterstützung durch Bürgermeister Valentin Jung und den Gemeinderat – und wahrscheinlich auch, dass zu dieser Zeit in Hemsbach ein Brandstifter sein Unwesen trieb: Zwischen 1894 und 1896 brannten mehrere Scheunen, Wohnhäuser, Schuppen und Dachstühle – unter anderem der der Synagoge, nieder. In den Jahren darauf wurden die Wehrmänner neben Brandeinsätzen oft zu Hilfe bei Kellerüberschwemmungen, vor allem in der Bachgasse, gerufen.

1907 wurde den Hemsbacher Floriansjüngern die Ausrichtung des Verbandsfestes der Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Mannheim übertragen. In diesem Rahmen stellte die Hemsbacher Wehr bei einer Großübung in der Bachgasse auch ihren Ausbildungsstand und ihre „Schlagkraft“ unter Beweis, und nicht nur Kreisvorsitzender Philipp Kinkel (Weinheim) fand lobende Worte. An diesen Festtagen des 16. und 17. Juni, die auch verbunden waren mit dem zwölfjährigen Gründungsfest der Hemsbacher Wehr, nahmen über 1000 Feuerwehrleute aus dem Kreis Mannheim und zahlreiche Abordnungen hessischer Feuerwehren teil, die ganze Ortschaft war geschmückt, der Großherzog schickte Grußworte. Die hohe Anerkennung, die man der Feuerwehr zollte, und der nachhaltige Erfolg des Festes zeigen sich auch darin, dass Unterstützung der Gemeindeverwaltung und mit Hilfe der Bevölkerung die Feuerwehr ihre Ausrüstung und Ausbildung in den Folgejahren deutlich verbessern und stets den Erfordernissen der Zeit anpassen konnte.


Entwicklung nach 1945

Das Feuerwehrhaus von 1967Die Einberufung junger Männer zum Militärdienst führte in den Kriegsjahren zu Personalnotständen bei der Feuerwehr, weshalb nicht nur „altgediente“ Wehrmänner wieder zum Dienst gebeten wurden, sondern es auch zur Gründung von Jugendabteilungen kam. 1914 traten über 40 Jugendliche der Feuerwehr bei, 1918 wurde die Jugendabteilung wieder aufgelöst. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs sah sich der damalige Kommandant Paul Grimm veranlasst, abermals eine Jugendfeuerwehr-Abteilung zu gründen, die mit zunehmender Kriegsdauer unter schlimmsten Bedingungen – und nach den Luftangriffen auch mehrere Tage bei den Großbränden in Mannheim – Dienst tun musste.

Um den Brandschutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten, gestatteten die amerikanischen Militärbehörden der Hemsbacher Feuerwehr schon einige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs, ihre Tätigkeit wieder aufzunehmen. Unter Oskar Kronauer begann nach 1946 ein Neuaufbau der Freiwilligen Feuerwehr Hemsbach. Dazu gehörte – nach diversen musikalischen „Vorgängern“ – auch die Einrichtung eines Spielmannszuges, der fortan sein hohes Niveau nicht nur bei offiziellen Anlässen der Feuerwehr, sondern auch bei sonstigen Veranstaltungen in der Stadt und in der Umgebung unter Beweis stellte.

Ab den 1960er Jahren begann sich der Aufgabenbereich der Feuerwehr neben der Brandbekämpfung auch auf andere Gebiete auszudehnen: Die Floriansjünger wurden zunehmend auch zu Hilfeleistungen bei Unfällen, Überschwemmungen, Rettungen und Bergungen von Menschen, Tieren und Sachgütern gerufen. Entsprechend dehnten sich auch der Fuhrpark und die Gerätschaften aus, die dank auch der großzügigen Unterstützung der Hemsbacher Verwaltung immer „up to date“ gehalten werden konnten, ebenso wie auch der Ausbildungs- und Leistungsstand der Hemsbacher Wehrleute stets höchsten Ansprüchen genügt.

 

Bau eines Feuerwehrhauses in der Hildastraße

Das Feuerwehrhaus von 1982Vor dem Hintergrund rasant ansteigender Bevölkerungszahlen und der „explosiven Bauentwicklung“ beschloss der Hemsbacher Gemeinderat am 13. März 1962 den Neubau eines Feuerwehrhauses in der Hildastraße. Am 21. August 1965 konnte das binnen Jahresfrist für rund 200'000 DM entstandene Gebäude in Gegenwart von Oberbrandwart Hein vom Regierungspräsidium Karlsruhe, Kreisbrandmeister Ströhlein und Vertretern der Verwaltung seiner Bestimmung übergeben werden. Architekt Wilhelm Fink tat es sinnbildlich durch Überreichen des Schlüssels an den damaligen Bürgermeister Hans Michel, der die Feuerwehr als „zeitlose immerwährende Bekundung des Gemeinschaftsbewusstseins“ bezeichnete.

1970, gleichzeitig das 75. Jubiläumsjahr, erfolgte (Wieder-) Gründung einer Jugendfeuerwehr – allerdings nicht wie in den Kriegsjahren aus Personalnot, sondern als „Garant dafür, daß die Feuerwehr auch in der Zukunft jung bleibt“, so der damalige 1. Kommandant Ehrenfried Leib. Die wöchentlichen Ausbildungsstunden leiteten Heinz Eisele und Dieter Schröter. Sie und ihre Nachfolger führten die Jugendlichen sach- und fachkundig an das große Aufgabenfeld der Feuerwehr heran. Seit 1987 werden auch Mädchen bei der Jugendfeuerwehr aufgenommen, deren Verantwortungsbereitschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl nicht nur durch die gemeinsame Ausbildung, sondern auch durch Freizeitangebote (Sport, Spiel, Zeltlager etc.) gestärkt wird.

 

Bau der Feuerwache 1988

Die Feuerwache 2012Mitte der 1970er Jahre zeigte sich, dass das Gerätehaus nicht mehr den Ansprüchen der Zeit genügte. Vor allem die Unterbringung der zahlreichen Fahrzeuge bereitete Platzprobleme. Nach langen Beratungen beschloss der Gemeinderat einen Neubau neben dem alten Gebäude. Eine schnelle Umsetzung scheiterte vor allem an den Kosten. Erst am 10. Juni 1988 konnte das neue Feuerwehrgerätehaus nach zweieinhalbjähriger Bauzeit seiner Bestimmung übergeben werden. Bauleitung und Planung oblagen dem Architekten Hermann Reidel in Zusammenarbeit mit dem Stadtbauamt unter der Leitung von Helmut Rößling. Ein jahrelanger Wunsch der Wehr gehe in Erfüllung, so der damalige Kommandant Ehrenfried Leib bei der feierlichen Schlüsselübergabe an Bürgermeister Volker Pauli. Leib dankte Altbürgermeister Hans Michel, dem die Anliegen der Feuerwehr stets Herzenssache waren, dem Gemeinderat, den Mitgliedern des Bauausschusses der Wehr für ihre Unterstützung und den staatlichen Stellen für die Zuschüsse. Insgesamt wurden 2,3 Millionen DM investiert – jede Mark komme der Bevölkerung zugute, so Leib. Das neue, großzügig und modern ausgestattete Gerätehaus mit Fahrzeughalle, Werkstatt, Wartungsraum und Funkzentrale im Erdgeschoss und Tagungs- und Schulungsräumen im Obergeschoss wurde mit einem Tag der offenen Tür eingeweiht. Die Resonanz war enorm, sowohl bei der Bevölkerung als auch bei den befreundeten Wehren, darunter auch Kameraden aus der französischen Partnergemeinde Bray-sur-Seine. Diese Anteilnahme unterstrich einmal mehr den hohen Stellenwert, den die Freiwillige Feuerwehr bei den Bürgern einnimmt.

 

100 Jahre Feuerwehr Jubiläum 1995

1995 beging die Freiwillige Feuerwehr Hemsbach ihr 100-jähriges Jubiläum. Zahlreiche illustre Gäste, so unter anderem der Präsident des Landes-Feuerwehrverbandes Baden-Württemberg, Rolf Englert, gratulierten, und das Festprogramm umfasste einen Gedenkgottesdienst, ein Festbankett, eine Ausstellung historischer Fotos, eine Fahrzeugschau und verschiedene Musikveranstaltungen. Auch die Jahreshauptübung wurde im Rahmen dieser Feierlichkeiten absolviert.

Gerade die Jahreshauptübung bietet auch der Bevölkerung die Möglichkeit, sich „ungefährdet“ vom hohen Leistungsstand ihrer Feuerwehr zu überzeugen. Als eines der spektakulärsten und schwierigsten Übungsobjekte gestaltete sich im Jahre 2007 das gerade in der Sanierung befindliche Rothschild-Schloss.

Die Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Hemsbach

1895 – 1913 Josef Schröder

1913 – 1924 Gustav Wiegand

1924 – 1946 Paul Grimm

1946 – 1966 Oskar Kronauer

1966 – 1988 Ehrenfried Leib

1988 – 1998 Richard Gutwein

1998 – 2014 Thomas Pohl

2014 – 2024 Joachim Steilen

seit 2024 Patrick Janowski

Das Engagement einer Freiwilligen Feuerwehr kann gar nicht hoch genug eingeschätzt und anerkannt werden: Nicht nur, dass sich die Wehrleute unentgeltlich in den Dienst der Allgemeinheit stellen und ihre Freizeit für andere Menschen opfern – sie tun dies nicht selten unter Einsatz ihres eigenen Lebens.